Das Schleudergießen (Centrifugal Casting) ist ein Metallgussverfahren, bei dem zylindrische oder symmetrische Bauteile hergestellt werden, indem flüssiges Metall in eine rotierende Form gegossen wird. Die Zentrifugalkraft verteilt das Metall gleichmäßig an der Formwand und erzeugt dichte, feinkörnige Gussteile mit hervorragenden mechanischen Eigenschaften.
Dieses Verfahren wird häufig zur Herstellung von Rohren, Buchsen, Ringen und Hochleistungsbauteilen in der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie, der Energieerzeugung und im allgemeinen Maschinenbau eingesetzt.
Beim Schleudergießen rotiert die Form mit hoher Geschwindigkeit (typischerweise 300–3000 U/min) und erzeugt Zentrifugalkräfte von bis zu 100 g. Das flüssige Metall wird in die Form eingebracht, und die Zentrifugalkraft treibt das Metall nach außen. Die resultierende Erstarrung von der Formwand nach innen fördert eine gerichtete Erstarrung und minimiert Verunreinigungen in kritischen Bereichen.
Prozesstyp | Beschreibung | Anwendungen |
|---|---|---|
Echter (horizontaler) Schleuderguss | Rotationsachse ist horizontal | Rohre, Tuben |
Vertikaler Schleuderguss | Rotationsachse ist vertikal | Ringe, Flansche, Zahnradrohlinge |
Zentrifugalguss (Schleuderguss im Feingussverfahren) | Kleine Formen auf einem rotierenden Tisch | Präzisionsschmuck, Dentalbauteile |
Parameter | Bereich |
|---|---|
Formdrehzahl | 300–3000 U/min |
Metall-Gießtemperatur | 700–1600 °C (je nach Legierung) |
Formwerkstoff | Stahl, Graphit, Keramik |
Formvorwärmtemperatur | 150–500 °C |
Die Zentrifugalkraft drängt Gasblasen und nichtmetallische Einschlüsse zur inneren Oberfläche bzw. Bohrung und führt zu dichten, nahezu hohlraumfreien Außenschichten. Die fertigen Bauteile weisen eine außergewöhnliche mechanische Festigkeit und Ermüdungsbeständigkeit auf.
Die kontrollierte Erstarrung ergibt eine verfeinerte Kornstruktur mit hervorragender Verschleißfestigkeit und gleichmäßigen Materialeigenschaften – besonders vorteilhaft für rotierende Komponenten und druckbelastete Bauteile.
Das Schleudergussverfahren erzeugt nahezu endkonturnahe Bauteile und reduziert dadurch die Bearbeitungszeit sowie den Materialabfall. Für rohrförmige Komponenten entfällt der Bedarf an Schmiede- oder Schweißprozessen.
Geeignet für eine breite Palette von Legierungen, darunter:
Turbinenringe
Triebwerksgehäuse
Lagerbuchsen
Zylinderlaufbuchsen
Zahnradrohlinge
Bremstrommeln
Wärmetauscherrohre
Große Pumpengehäuse
Walzen für Stahlwerke
Rohrarmaturen
Druckbehälterkomponenten
Durch den Einsatz des Schleudergussverfahrens können Hersteller strenge Leistungs- und Zuverlässigkeitsanforderungen für kritische Bauteile in rauen Einsatzumgebungen erfüllen.
Merkmal | Schleuderguss | Sandguss | Feinguss (Investment Casting) | Druckguss |
|---|---|---|---|---|
Porosität | Sehr niedrig | Mittel | Niedrig | Mittel bis niedrig |
Mechanische Eigenschaften | Hoch | Mittel | Hoch | Mittel |
Maßgenauigkeit | ±0,3–0,5 mm | ±1–2 mm | ±0,1–0,3 mm | ±0,1–0,3 mm |
Geeignete Bauteilgeometrie | Rotationssymmetrisch | Komplexe Freiform | Komplexe Freiform | Komplexe Dünnwandstrukturen |
Typisches Produktionsvolumen | Niedrig bis mittel | Niedrig bis hoch | Niedrig bis mittel | Hoch |
Das Schleudergussverfahren ist ideal für rotationssymmetrische Bauteile (zylindrische, rohrförmige oder ringförmige Geometrien). Für Teile mit komplexen inneren Geometrien oder dünnwandigen, nicht-symmetrischen Designs ist es weniger geeignet.
Obwohl die Werkzeugkosten geringer sind als beim Hochdruck-Druckguss, erfordert die Auslegung und das Auswuchten der rotierenden Form besondere Expertise – insbesondere bei Bauteilen mit großem Durchmesser.
Eine präzise Kontrolle von Drehzahl, Gießgeschwindigkeit und Formtemperatur ist entscheidend. Unzureichende Prozesskontrolle kann zu Fehlern wie Segregationsbändern oder im Metallgefüge eingeschlossenen Einschlüssen führen.
Die Kombination von Schleuderguss mit Vakuumunterstützung oder elektromagnetischem Rühren verbessert die metallurgischen Eigenschaften weiter, insbesondere bei Legierungen für Luft- und Raumfahrtanwendungen.
Moderne Strömungsmechanik- (CFD) und Erstarrungssimulationen ermöglichen eine präzise Vorhersage von Strömungsdynamik, Fehlerentstehung und Kornentwicklung und erhöhen so die Erstteilgutquote.
Das Verfahren wird für Hochleistungs-Nickellegierungen, Titanlegierungen und sogar keramisch-metallische Verbundwerkstoffe adaptiert und eröffnet neue Anwendungen in der nächsten Generation der Energieerzeugung und fortschrittlicher Antriebssysteme.
Das Schleudergussverfahren ist ein spezialisiertes Gießverfahren, das hochfeste, fehlerarme und verschleißbeständige Bauteile für anspruchsvolle Industrien liefert. Es bietet unübertroffene Leistungen für rotierende Komponenten, bei denen mechanische Integrität, Dauerhaltbarkeit und Maßpräzision kritisch sind.
Mit dem Fortschritt in der Werkstoffentwicklung und digitalen Fertigungstechnologien bleibt der Schleuderguss ein zentraler Enabler für hochzuverlässige Metallkomponenten in der Luft- und Raumfahrt, Automobilindustrie, Energietechnik und im industriellen Anlagenbau.